Warum atmen wir

Die unbewusste Atmung ist sowohl ein mechanischer wie auch ein chemischer Vorgang, der unserem Überleben dient. Wir sterben, wenn wir unseren letzten Atemzug getan haben – auch, wenn das Herz bereits aufgehört hat zu schlagen. 

Durch das Atmen findet in der Lunge, genauer in den Lungenbläschen, der Austausch der Atemgase Sauerstoff und Kohlendioxid im Übergang von Luft und Blut statt (äußere Atmung). Gelangt Sauerstoff über den Blutkreislauf zu den Zellen, kann er hier in Energie umgewandelt werden (innere oder Zellatmung). Kohlendioxid wird an die Venen abgegeben und zur Lunge zurückgeführt, wo der lebenserhaltende Austausch aufs Neue beginnt. 

Wie atmen wir… 

Der Atemtrakt beginnt mit der Nase. Der Mund, der uns als „Ausweichmanöver“ zur Verfügung steht, gehört anatomisch zum Verdauungstrakt und dient vor allem der Nahrungsaufnahme – nicht der Atmung. 

Von der Nase geht es über den Rachenraum in die Luftröhre, wo die Bronchien beginnen, die schließlich in der Lunge an 400 Millionen (!) Strängen enden. Auf dem Weg von den Bronchien zu den Alveolen werden die Atemwege immer enger und verzweigter. So kann Gasaustausch auf breiter Fläche stattfinden. 

„Es ist dieser letzte Abschnitt der Atemwege, die unendliche Weite des Alveolen-Universums, wo auf wundersame Weise die Grenze zwischen „Außenwelt“ und dem körperlichen „Innen“ verschwimmt. Die physische Existenz aller über Lungen verfügenden Spezies (…) wird an dieser Nahtstelle irritierend – bedrohlich – fragil. Atem wird Körper und Körper Atem.“ 

(Dr. med. Kai-Michael Beeh: Die atemberaubende Welt der Lunge. Heyne. 2. Auflage 10/2018)

Um die Lunge für den Atemvorgang aber überhaupt erst in Gang zu setzen, braucht es einen Antrieb, denn die Lunge ist kein Muskel. Sie lässt sich bewegen – von außen. Diese Arbeit erledigt das Zwerchfell, welches am unteren Rippenbogen des Brustkorbs wie eine große Hängematte befestigt ist. Es bewegt sich bei der Einatmung nach unten, die Lunge folgt wie angesogen nach, und der Bauch wölbt sich nach vorne. 

Das mag nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, doch wer den Bauch einzieht und lieber nur bis in die Brust atmet, vernachlässigt sein Zwerchfell sträflich. 

Mit gravierenden Folgen! 

Das Zwerchfell trägt ca. 80 Prozent der gesamten Atemarbeit. Wird es nicht trainiert, kommt die Atmung bei Belastungen schlicht nicht mehr hinterher und uns bleibt die Luft weg.